Rua - Hilfe für Straßenkinder e.V. (www.rua-ev.de)

Seit seiner Gründung im Jahr 2000 unterstützt unser Verein Rua e.V.-Hilfe für Straßenkinder das Straßenkinderprojekt Grupo Ruas e Pracas in Recife/Brasilien. Wir arbeiten ausschließlich ehrenamtlich. Dieser Blog soll die bisherige Rubrik "aktuell" auf unserer Homepage ablösen, um das Einpflegen neuer Nachrichten über unsere Arbeit und die unserer Partner zu erleichtern.

27 Dezember 2007

September 2007

Spenden deutscher Partnergruppen ermöglichen die Unterstützung von Bildungsprojekten
In den vergangenen Monaten erhielten wir mehrere Spenden befreundeter Gruppen, mit denen wir die Bildungsarbeit
in Form von Workshops, Seminaren und Kursen auf dem Kinderhof Centro Educacional Vida Nova
verbessern möchten. Die Eine-Weltgruppe Bad Brückenau stellte 900 Euro zur Verfügung, um einen Workshop,
der Umweltbildung und Handwerkliche Kenntnisse mit der Verschönerung und Verbesserung der Einrichtung
auf dem Kinderhof verbinden wird. Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen werden aus Recyclingmaterialien
Möbel fertigen und somit sowohl praktische Fähigkeiten erlernen, ihre Kreativität weiterentwickeln und sich
mit dem Thema Umweltverschmutzung auseinandersetzen.

Mit den Spenden unseres langjährigen Partners MALUMA aus Weinheim und des Eine Weltladens Villingen
Schwenningen in Höhe von zusammen 2500 Euro werden wir die Arbeit von Solange Maria Bezerra finanzieren,
die die verschiedenen Bildungsmaßnahmen künftig koordinieren wird und somit ein eigenes Bildungsprogramm
entwickeln wird.

Besuch aus Brasilien im November
Edson Oliveira e Silva, der uns bereits im Jahr 2004 besuchte, wird im November auf Einladung des Netzwerks
der deutschen Brasiliensolidarität Kobra e.V. zu einer Vortragsreise nach
Deutschland kommen. Wenn Sie also Ideen für Veranstaltungen mit ihm haben, oder ihn persönlich treffen
möchten, melden Sie sich bitte bei mir. Wir haben im Vorstand besprochen, dass wir dann auch die Mitgliederversammlung
in den November legen werden, so dass Edson daran teilnehmen kann. Edson war lange Zeit pädagogischer
Leiter der Gruppe, gab dieses Amt aber in diesem Jahr ab, um sich wieder verstärkt der Straßensozialarbeit
„an der Basis“ zu widmen.
Konferenz über Kinderrechte in Recife

Und der Kampf geht weiter ...
Die brasilianische Gesellschaft trifft momentan wichtige Entscheidungen für die Politik zur Förderung und zum
Schutz von Kindern und Jugendlichen: Gemeinden, Bundesstaaten und Nationalstaat halten Konferenzen über
Grundrechte, Sozialhilfe, Gesundheit, Bildung und Menschenrechte ab.
“Ruas e Praças” beteiligt sich aktiv an diesem Prozess, vor allem durch die Arbeit mit Erziehern, Kindern, Jugendlichen
und deren Familien. Eine dieser Konferenzen hatte zu Themen die Konkretisierung der Rechte der
Kinder und Jugendlichen und wie die Bereitstellung von Mitteln für Jugendschutz und -förderung zur Pflicht
gemacht werden kann.

Zusammenarbeit mit anderen Institutionen
Die Organisation “Ruas e Praças” betreut Kinder und Jugendliche auf der Praça da Encruzilhada (eine
Einkaufszone, die als Treffpunkt für Straßenkinder sehr anziehend wirkt). Die dort ansässigen Geschäftsleute
und Anwohner fühlen durch die Präsenz der Straßenkinder jedoch gestört.
Aus diesem Grund haben sich Geschäftsleute und Anwohner zusammengetan, um die Straßenkinder aus den
Straßen zu vertreiben. Auch wir möchten natürlich die Kinder von der Straße bringen, aber unser Weg ist die
Förderung und der Schutz dieser Kinder. Dagegen haben Geschäftsleute und Gemeinde leider keine besseren
Ideen, als die Straßenkinder von der Polizei vertreiben zu lassen.
Deshalb haben wir den Kontakt zu Gemeindevertretern aufgenommen und weitere Institutionen eingeschaltet:
Wir haben uns unter anderem an den COMDICA (Kommunaler Rat für die Förderung und den Schutz der Rechte
von Kindern) gewandt, da diese Institution für die Politik zum Schutz der Kinderrechte zuständig ist. Derzeit
finden monatliche Treffen mit Vertretern der Zivilgesellschaft, der Stadtverwaltung, der Polizeidirektion für
Kinder und Jugendliche (GPCA), dem zuständigen Amt des Bundesstaates und Anwohnern und Geschäftsleuten
statt. In diesen oftmals zähen und schwierigen Gesprächen setzen wir uns für die Kinderrechte ein. Unser Ziel ist
die nachhaltige Lösung des Problems und nicht, die Kinder lediglich irgendwohin zu vertreiben.
Kampagne gegen den sexuellen Missbrauch und die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen
Die Kampagne “Justiça = Atitude. Movimente-se” (Gerechtigkeit= Haltung. Bewege Dich) beschäftigt sich mit
der Vermeidung und der strafrechtlichen Verfolgung von Sexualdelikten an Kindern und Jugendlichen.
Der sexuelle Missbrauch und die sexuelle Ausbeutung haben enorm zugenommen; die meisten Fälle ereignen
sich in den Familien oder in Bars und Hotels. In der Regel verbleiben die Täter in der Umgebung der Opfer, für
die sie eine ständige Bedrohung darstellen. Die meisten Opfer haben Angst, Anzeige zu erstatten.
Das Netz zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs und der sexuellen Ausbeutung, zu dem auch die Initiative
“Ruas e Praças” gehört, organisiert seit vielen Jahren öffentliche Debatten und Kampagnen zu diesem Thema.
Die aktuelle Kampagne besteht aus folgenden Aktionen:
o Plakatieren von Aushängen (Informationen für Missbrauchsopfer unter Angabe der Telefonnummer für
die Anzeigenerstattung)
o Verteilen von Infomaterial in Schulen, Bars, Vereinen etc.
o Veranstaltung von Protestmärschen im gesamten Stadtgebiet
o Anträge an Parlament und Regierung von Pernambuco
o Erstellen von Pressematerial
o Vorführung eines Films über sexuelle Ausbeutung mit anschließender Diskussion
o Information und Debatte über den “Plano estadual de enfrentamento ao abuso e à exploração sexual”,
den Plan zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs und der sexuellen Ausbeutung
An der öffentlichen Mahnwache “Vigília pelo fim da violência contra as mulheres” zur Beendigung der Gewalt
gegen Frauen und für das Recht auf ein Leben ohne Gewalt nehmen wir wöchentlich teil.
Straßensozialarbeit
Der Kampf gegen den Drogenkonsum ist ein Schwerpunkt in der Betreuung der Straßenkinder. Leider ist diese
Arbeit deutlich schwieriger geworden, da der Crack-Konsum unter den Kindern und Jugendlichen enorm zugenommen
hat. Dies macht uns große Sorgen, da diese Droge bereits nach zwei- oder dreimaligem Konsum abhängig macht. Laut Untersuchungsergebnissen des “Cebrid”1 erreicht der Crack-Dampf in ca. 10 Sekunden die
Lunge und von dort unmittelbar auch das Gehirn. Der Rauschzustand dauert nur 8-10 Sekunden, danach entsteht
sofort das Verlangen nach einer weiteren Dosis. Die Auswirkungen dieser Droge sind verheerend, die Folgen
sind u.a. Aggressivität, Gereiztheit, Appetitlosigkeit und Müdigkeit.
Aufgrund dieser Situation versuchen wir uns weiter zu bilden, um dem Kampf gegen den Drogenkonsum mit
mehr fundiertem Wissen zu begegnen. Auch die Gewalt unter den Kindern hat zugenommen und aus Angst vor
Schlägereien müssen viele Straßenkinder ständig umherziehen.

Sankt-Johannis-Feier/São João
Die Sankt-Johannis-Feier, die auf der Praça da Encruzilhada stattfand, war ein großer Erfolg. Wir nutzen diese
Gelegenheit, um mit den Straßenkindern über ihre Streitigkeiten zu diskutieren. Wir versuchten, ihnen klarzumachen,
dass sie letztlich alle in derselben Lage sind und es daher besser sei, sich zusammenzutun und gemeinsam
für ihre Rechte zu kämpfen. Trotz dieser ernsten Gespräche war es ein Fest voller Freude und mit tollen
Spielen, typischen brasilianischen Tänzen (Coco, Ciranda und Quadrilha) und reichlich gutem Essen.

Kinderhof “Vida Nova” (Neues Leben) – “Capim de Cheiro”
In unserem Zentrum wohnen derzeit 6 Kinder und 7 Jugendliche, unter den Jugendlichen befindet sich auch ein
Mädchen. Durch diese neue Gruppe kleiner Kinder gewann der Hof eine neue Dynamik. Für die Bewohner werden
Gruppenspiele organisiert und Lesungen von Kinder- und Jugendliteratur abgehalten. Den Kindern stehen
zahlreiche Spielsachen zur Verfügung (Spielzeugautos, Bastelmaterial und Sandkastenspielzeug). Die Jugendlichen
zeigen außerdem großes Interesse an unseren Workshops und arbeiten sehr gut mit.
Dieses Jahr gab es in der örtlichen Schule eine große Sankt-Johannisfeier. Der “Sitio” wurde dazu eingeladen,
weil unsere Jungen an der Programmgestaltung teilgenommen hatten. Wir haben uns dann entschlossen, im
großen Stil an dieser Feier teilzunehmen.

Internationaler Basar
Wir erhielten zwei Pakete mit Spielsachen und Stofftieren aus England. Sie wurden von Shahinas Freund Cliff
gespendet, um sie hier zu Gunsten unserer Arbeit zu verkaufen; Shahina, eine Mitarbeiterin aus England, arbeitete
bis März 2007 bei uns.
Wir haben zwei Basare veranstaltet, bei denen wir neben Cliffs Spenden auch Dinge, die wir hier bei Freunden
und Bekannten sammelten, verkauften. Einer fand auf dem “Sitio” statt und ein anderer in der Stadt, beide mit
großem Erfolg. In Caaporã, wo der Sitio liegt, haben wir Kleidungsstücke, Schuhe, Sandalen, Taschen und
Schmuck verkauft. In der Stadt verkauften wir Spielsachen und Stoffttiere in den Räumlichkeiten vom “Movimento
Nacional de Meninos e Meninas de Rua”, der Nationalen Bewegung der Straßenkinder.