Rua - Hilfe für Straßenkinder e.V. (www.rua-ev.de)

Seit seiner Gründung im Jahr 2000 unterstützt unser Verein Rua e.V.-Hilfe für Straßenkinder das Straßenkinderprojekt Grupo Ruas e Pracas in Recife/Brasilien. Wir arbeiten ausschließlich ehrenamtlich. Dieser Blog soll die bisherige Rubrik "aktuell" auf unserer Homepage ablösen, um das Einpflegen neuer Nachrichten über unsere Arbeit und die unserer Partner zu erleichtern.

11 Juni 2009

Workshops zu reproduktiver Gesundheit, 1. Semester 2009

Auszüge aus dem Bericht der Psychologin Raquel, die die Workshops zur reproduktiven Gesundheit mit Müttern udn Mädchen bei Grupo Ruas e Pracas leitet. Die Workshops werden ermöglicht durch eine Spende der Wilhelm-Leuschner-Schule Niestetal:

Gruppe der Mütter
Bisher fanden drei Treffen mit Müttern der betreuten Kinder und Jugendlichen zum Thema Reproduktive Gesundheit statt. Insgesamt nahmen daran 20 Frauen teil. Während des ersten Treffens wurden gemeinsam die Themen festgelegt, die die Teilnehmerinnen am meisten interessierten. Beim zweiten Treffen wurde die Frage diskutiert, was für sie Liebesbeziehungen und das Verhältnis zu ihren Kindern bedeuteten. Das dritte Treffen widmete sich der Frage, wie sich in ihrem eigenen Leben die Sichtweise und das Erleben von Liebe und Sexualität veränderten. Bei den nächsten Treffen wird es darum gehen, herauszufinden, wie die Mütter ihren Kindern diese Themen vermitteln, wie sie sie schützen können, aber auch welche Freiheit sie ihnen lassen müssen.

Gruppe der Mädchen

Das erste Treffen der Mädchengruppe fand in Räumen der philosophischen Fakultät von Recife statt. Bei diesem ersten Treffen nahmen Mädchen unter 12 Jahren ebenso teil, wie junge Erwachsene im Alter von 19. Da die Bedürfnisse und Erfahrungen dieser Gruppen sich stark unterschieden, trennten wir bei weiteren Treffen die beiden Gruppen. Beim ersten Treffen wurde besprochen, welche Erfahrungen und Bedürfnisse die Mädchen hatten. Es kam heraus, dass bei vielen die alleinerziehenden Mütter aus Angst, die Töchter könnten schwanger werden, jegliche sexuellen Beziehungen zu verbieten versuchten. Dies führte jedoch bei vielen Mädchen dazu, dass sie heimlich solche Beziehungen eingingen. Damit wiederholt sich bei vielen ein Verhalten, dass schon die Mütter in ihrer Jugend prak-tizierten und das bei vielen zur frühen Schwangerschaft führte.
Die schwierige Aufgabe für uns als Pädagogen und Psychologen besteht nun darin, diesen Mädchen einerseits einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Sexualität zu vermitteln, wozu auch gehört, dass sie lernen, nein zu sagen. Andererseits müssen wir sie über Verhütungsmöglichkeiten aufklären und drittens müssen wir ihnen vermitteln, wie sie verantwortungsvoll mit einer möglichen Schwangerschaft umgehen. Dazu gehören der Verzicht auf Alkohol und Drogen und Fragen der Hygiene und der medizinischen Versorgung.
Wir stellten fest, dass der vertrauensvolle Dialog zwischen Pädagogen, Kindern und Müttern immens wichtig ist und wir nur so erreichen können, dass Themen wie Sexualität nicht totgeschwiegen werden, was häufig dazu führt, dass viele Mädchen sehr früh erste Erfahrungen machen, ohne sich gegen Krankheiten, frühe Schwangerschaft und seelische Verletzungen zu schützen.
Mit den Jugendlichen sprachen wir vor allem darüber, wie sie unter ihren Freundinnen und Freunden diese wichtigen Themen weitertragen können und bei ihnen Präventionsarbeit leisten können. Die nächsten Treffen mit den älteren Mädchen werden daher der Multiplikatorinnenausbildung dienen, damit die Mädchen ihr Wissen in ihre Freundeskreise, Familien und Gemeinden tragen können.